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Punkt 9 Übergriffe auf Flüchtlinge in anderen EU-Staaten
Deutschland hat europaweit die weitaus höchste Zahl
an Flüchtlingen aufgenommen.69 Deshalb ist es naheliegend,
dass auch die Problematik der religiös motivierten
Übergriffe hier am häufigsten auftritt. Dennoch liegen
auch aus anderen europäischen Ländern vergleichbare
Berichte vor, die verdeutlichen: Handlungsbedarf existiert
nicht allein in Deutschland, sondern europaweit.
Die folgenden Berichte belegen dies exemplarisch.
9.1 Oesterreich
Bittere Erfahrung christlicher Syrer
in österreichischen Asyleinrichtungen
In einem Interview befragte „Christian Solidarity
International“ (CSI) vier christliche Flüchtlinge aus
Syrien, die von Diskriminierung und Gewalt aufgrund
ihres christlichen Glaubens in von extremistischen
muslimischen Flüchtlingen dominierten Heimen berichteten.
Ihre Erfahrungen gingen von Schikanen über
Zwang zu islamischen Ritualen bis hin zu gewalttätigen
Übergriffen wegen verbotenen Bibellesens.
„Einer [der muslimischen Mitflüchtlinge] entdeckte
eines Tages mein kleines Kreuz am Hals. Dann fingen
die Schikanen an: Wir drei Christen mussten uns ihren
islamischen Ritualen unterordnen, bei Sonnenaufgang
beten, um 6 Uhr frühstücken und so weiter.“
Einer der Befragten äußerte sich schockiert angesichts
der Tatsache, dieselben extremistischen Einstellungen
auch in Europa zu finden und berichtete
von einem Gespräch zwischen einem IS-Sympathisanten
und einem Mitglied der Al-Nusra-Front, das er
an der österreichischen Grenze mitgehört hatte: „Wir
werden jetzt bald in Europa die Mehrheit werden und
auch diesen Kontinent besiegen.“
Ein anderer berichtete, dass er in einer Unterkunft in
Oberösterreich mit einem Kämpfer der Freien Syrischen
Armee, einem Mullah und vier IS-Sympathisanten
zusammenleben musste. „So etwas war uns Christen
nicht einmal zu Hause passiert: Jetzt in der Fremde mit
solchen Radikalen unter einem Dach zu leben!“
9.2 Schweiz
Christliche Flüchtlinge bedroht und gemobbt
Laut der Beratungsstelle Integrations- und Religionsfragen
(BIR) der Schweizerischen Evangelischen
Allianz leiden Nichtmuslime, vor allem jene, die vom
Islam zum christlichen Glauben konvertiert sind, in
Schweizer Flüchtlingszentren. Im Kanton Bern wurden
zwei afghanische Christen massiv von Muslimen
bedroht. In der Ostschweiz befasste sich die BIR mit
dem Fall eines konvertierten jungen Flüchtlings, der
in der Schule massivem Mobbing vonseiten muslimischer
Mitschüler ausgesetzt war
9.3 Frankreich
Iranische Christen in Grande-Synthe
Im Januar 2016 gelangten Fälle von Gewalt gegen
christliche Flüchtlinge in Grande-Synthe, einem Camp
im Norden Frankreichs, an die Öffentlichkeit. Zur ge-
nerellen Situation der iranisch-christlichen Minderheit
in der Asyleinrichtung meinte der Gewerkschaftsführer,
David Michaux, es gebe ein reelles Problem
zwischen Muslimen und den Nicht-Muslimen. „Die
Muslime versuchen, die Christen aus dem Camp zu
vertreiben.“
Mord wegen Konversion zum christlichen
Glauben
Aber auch ein Fall von physischer Gewalt und Mord
wurde bekannt. Im Dezember wurde eine Gruppe iranischer
Christen in Grande-Synthe angegriffen. Einem
jungen Mann wurde die Nase gebrochen, ein anderer
durch Messerstiche verwundet. „Sie attackierten uns
und nannten uns ‚kafir‘ (Ungläubige) und schmutzig.
Sie kamen, verletzten mich mit einem Messer und
schlugen meine Freunde“, berichtete eines der Opfer.
Ein weiterer, Mohamed, wurde entführt und umgebracht,
weil er zum christlichen Glauben konvertiert
war. Einer seiner Freunde berichtete, dass Mohamed
die Kehle durchgeschnitten und der Leichnam vor Ort
begraben wurde. Es gebe noch weitere Christen im
Camp, aber sie hätten zu große Angst, um ihren Glauben
zu bekennen, so einer der Iraner.
9.4 Vereinigtes Königreich
Erzbischof Nichols: UK übergeht christliche
Flüchtlinge
In England warnte Vincent Nichols, Erzbischof von
Westminster, davor, dass die Flüchtlingspolitik des
Landes eine ungewollte, indirekte Diskriminierung
von christlichen Flüchtlingen in Krisengebieten zur
Folge hätte. Die Vorgehensweise, Flüchtlinge direkt
aus den UNO-Lagern in das Vereinigte Königreich zu
bringen, sei dafür verantwortlich, dass die Christen,
die nicht in die UNO-Camps, sondern zu christlichen
Organisationen fliehen, übergangen würden
Muslimischer Ladenbesitzer nach Posting von
Ostergruß an Christen erstochen
In Glasgow wurde Asad Shah, ein pakistanischer
Ladenbesitzer, von einem anderen Muslim in einer
religiös motivierten Tat erstochen. Wenige Stunden
zuvor hatte Shah auf Facebook einen Ostergruß an
seine „geliebte christliche Nation“ gepostet. „Treten
wir in die wahren Fußstapfen des geliebten, heiligen
Jesus Christus und erreichen wir so den wahren Erfolg
in beiden Welten“, lautete die Botschaft. Ein Verdächtiger,
Tanveer Ahmed, wurde festgenommen und
gestand kurz darauf die religiöse Motivlage der Tat.
Shah habe den Islam beleidigt und sich als Prophet
ausgegeben, so Ahmed.
9.5 Schweden
„They Are Persecuted Again –
This Time in Europe“
In Schweden beklagte der unabhängige Journalist
und Autor, Nuri Kino, die Uneinsichtigkeit der Regierung
angesichts der Verfolgung von christlichen
Flüchtlingen in Asyleinrichtungen. Während das
schwedische Parlament sich gegen die Anerkennung
eines Genozids von Christen, Jesiden und anderen
religiösen Minderheiten sowie moderater Muslime in
den Krisengebieten entschied, würden Christen in den
Flüchtlingsheimen in Europa und Schweden die Fortsetzung
dessen erleben, was sie an religiöser Verfolgung
aus ihren Herkunftsländern kennen. Beispielhaft
berichtete der schwedische Autor von einer christlichen
Familie, die wegen Schikanen aus einer schwedischen
Asyleinrichtung evakuiert werden musste.
Christliche Flüchtlinge fliehen aus Asylunterkunft
nach Drohungen von Islamisten
Eine der prominentesten Zeitungen Schwedens berichtete
von einer Gruppe christlicher Flüchtlinge, die
von einer Einrichtung in Kalmar in eine andere Unterkunft
verlegt werden mussten, da sie Drohungen und
Schikanen von Islamisten erhalten hatten. Das schwedische
Parlament beschäftigte sich mit dem Fall.
Todesdrohung an Wand gesprüht
Ein pakistanisches Ehepaar, das zum christlichen
Glauben konvertiert war, wurde vonseiten muslimischer
Mitbewohner in einer Asylunterkunft in Westschweden
schikaniert. Als der Name des Ehemanns
mit einer Todesdrohung an die Wand gesprayt wurde,
flohen die beiden in eine kirchliche Gemeinde, da sie
laut eigenen Angaben von lokalen Migrationseinrichtungen
keinen Schutz erhalten hatten.
Wegen religiös motivierter Gewalt vor Gericht
In Borgholm wurde ein 26-jähriger Syrer unter Verdacht
religiös motivierter Gewalt verhaftet. Ihm
wurde vorgeworfen, einen 16-jährigen Christen geschlagen
und bedroht zu haben. Bei dem Verdächtigen
wurden Videos seiner Aktivitäten im syrischen Krieg
gefunden. Zuvor war er bereits von zwei Gerichten zu
einer Bewährungsstrafe wegen Todesdrohung gegen
Christen verurteilt worden..
9.6 Niederlande
Christ flieht wegen Schikanen aus
Asylunterkunft
Ein pakistanischer Christ floh aus einer Asyleinrichtung,
nachdem er durchweg schikaniert worden war.
Ihm wurde untersagt, die Küche zu benutzen, da das
von ihm verwendete Fleisch nicht „halal“ (kultisch
rein) sei, und er erfuhr Gewalt von seinem Mitbewohner.
Als ihm auf seine Beschwerde hin vorgeschlagen
wurde, das Zimmer zu wechseln, meinte er: „Natürlich
kann ich das tun, aber was ist eigentlich der Unterschied
zwischen Pakistan und den Niederlanden?“
9.7 Italien
Christliche Flüchtlinge ins Meer geworfen
Als ein Schiff mit afrikanischen Flüchtlingen vor der
italienischen Küste in Seenot geriet, wurden Christen
über Bord geworfen und ertranken. Ein junger nigerianischer
Christ hatte angefangen zu beten, als einige
muslimische Mitflüchtlinge ihn mit den Worten bedrohten:
„Hier beten wir nur zu Allah.“ Ein Augenzeuge
berichtete La Repubblica: „Die sagten ihm, dass
sie ihn über Bord werfen würden, wenn er nicht aufhört,
zu Gott zu beten. Dann begannen sie zu schreien
und zwei stießen den Jungen aus dem Boot, er fiel
ins Meer und ertrank.“ Danach wurden die anderen
Christen im Boot angegriffen und gewaltsam über
Bord geworfen. Insgesamt starben 12 Christen. Die
italienische Polizei verhaftete 15 Personen, darunter
einen Mordverdächtigen.
Gewalt im „Ghetto“ Rignano Garganico
Die italienische Presse berichtete über Gewalt gegen
eine Gruppe katholischer Flüchtlinge aus Afrika in
Rigano Garganico, dem größten Ghetto der italienischen
Region Apulien. Obwohl Christen dort getrennt
von Muslimen leben, kommt es zu gewalttätigen
Übergriffen. Vor zwei Jahren wurde die einzige Kirche
im christlichen Wohngebiet niedergebrannt und bis
heute nicht wieder aufgebaut. Aus Angst davor, umgebracht
zu werden, beten die christlichen Flüchtlinge
nur noch im Verborgenen.
9.8 Spanien
Christliche Flüchtlinge über Bord geworfen
und ertrunken
In Spanien steht ein Migrant aus Kamerun wegen
Ermordung von sechs christlichen Flüchtlingen vor Gericht.
Der Angeklagte und Kapitän eines Bootes, Alain
N., soll einen katholischen Priester während der Überfahrt
für die stürmische See verantwortlich gemacht
haben. Er schlug ihn mit einem scharfen Stück Holz
und warf ihn über Bord. Daraufhin durchsuchte er mit
Hilfe eines weiteren Flüchtlings alle anderen Insassen
des Bootes nach christlichen Identifikationsmerkmalen
und sie verfuhren mit den fünf weiteren Christen
ebenso wie mit dem Priester. Die Staatsanwaltschaft
erhob Anklagen wegen vorsätzlichen Mordes.
9.9 Griechenland
Im Rahmen einer Erhebung zur Lage christlicher
Flüchtlinge in Griechenland führte das „International
Christian Consulate“ Interviews mit 65 christlichen
Flüchtlingen durch, die meisten davon iranische Konvertiten,
die wegen religiöser Verfolgung aus ihrem
Heimatland geflohen waren. Die Betroffenen waren
durchweg mit Drohungen und Gewalt aufgrund ihres
christlichen Glaubens konfrontiert. Sie berichteten
von Schlägen, täglichen Morddrohungen und
Einschüchterungen, Bedrohungen mit dem Messer,
Gruppenvergewaltigungen sowie Zerstörung von Eigentum
und Zelten. Ein Arzt, der in den griechischen
Flüchtlingsunterkünften arbeitete, bestätigte diese
Aussagen und meinte: „[Die christlichen Flüchtlinge]
werden ernsthaft bedroht, weil sie unumwunden über
ihren Glauben sprechen, und das ist extrem gefährlich
in diesen Camps. (…) Diese Camps sind wie ein
Mini-Iran oder Mini-Afghanistan mit derselben Verfolgung,
die sie [die Christen] schon in ihren Heimatländern
erlebten. Ich kann das schon allein aufgrund
meiner medizinischen Untersuchungen sehen.“
Christos Psaltis, politischer Referent der Britischen
Botschaft in Athen, stellte fest, dass es generell an
Verständnis für die Situation von Minderheiten wie
die der Christen fehle. Auch die Griechisch-Orthodoxe
Kirche äußerte Sorge um die Sicherheit von christlichen
Flüchtlingen.
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